Witcher 3: Das wichtigste Rollenspiel der letzten Jahre
Witcher 3: Ein Liebesbrief
Mein Kontakt zur Witcher-Reihe
Meinen ersten Kontakt mit der Witcher-Reihe hatte ich mit dem ersten Teil auf dem PC. Leider war mein PC etwas zu schwach, um das Spiel richtig genießen zu können. Aus diesem Grunde hatte ich nicht weit gespielt, fand die Ideen aber interessant. Anfang 2012 habe ich mir dann eine Xbox 360 zugelegt, da mich der DRM Kopierschutz am PC abgeschreckt hatte. Einer der Gründe für den Kauf war die Veröffentlichung von Witcher 2. Technisch lief dieses deutlich besser und konnte mich so für sich gewinnen. Leider gab es damals ein anderes Problem, weswegen ich es nicht weit gespielt habe. Es gab eine unfassbare Menge an guten und innovativen Spielen. Zudem rückten die Multiplayer Spiele in den Fokus, wodurch mir noch weniger Zeit blieb. Erst mit der Playstation 4 und Witcher 3 sollte es dazu kommen, dass ich einen Teil dieser Serie beende.
Witcher 3
Ich kaufte es zu Release und habe es dann bis zum ersten Aufenthalt in Ard Skellige gespielt. Ganze 4 Jahre kam ich nicht weiter. Es lag jedoch nicht daran, dass ich keine Lust mehr gehabt hätte, ganz im Gegenteil. Für mich ist die Ankunft in Ard Skellige ein absoluter Magic Moment der Spielegeschichte. Selten war ich so in der Atmosphäre gefangen, dass ich mich nur damit beschäftigt habe, die Landschaft zu betrachten und dem unfassbar atmosphärischen Fields of Ard Skellig zu lauschen. Immer wenn ich Witcher 3 wieder eingelegt habe, wollte ich mir vornehmen, die Story fortzuführen. Ich wurde wie von dem Gesang der Sirenen auf Ard Skellige festgehalten und konnte mich dem Bann nicht entziehen. Doch dieses Jahr wollte ich diesem Bann entfliehen und habe es von vorne angefangen und auch beendet.
Was macht nun Witcher 3 zum wichtigsten Rollenspiel der letzten Jahre? Dies begründe ich damit, dass jedes Spielelement mit so viel Liebe zum Detail umgesetzt wurde.
Die Quests
Was Witcher 3 von allen anderen Rollenspiele abhebt, sind besonders die Quests. Dies betrifft die Quests der Hauptstory, aber ganz besonderes für die Nebenmissionen.
Ich erinnere mich an kein Spiel, in dem die Nebenmissionen so gut geschrieben und spannend waren. Jede noch so kleine Quest fühlte sich an, wie eine große Hauptmission. Es gibt keine klassischen Fetch-Quests (Sammle 10 Kräuter, Töte 20 Gegner dieser Art). Keine Quest fühlt sich belanglos an. Die Dialoge sind zudem so gut geschrieben, dass ich mich nie dabei erwischt habe, einen Dialog zu überspringen.
Dies trifft im vollen Umfang auch auf die Hauptmissionen zu. Die Besonderheit hier ist, dass die Geschichte je nach Entscheidung anders ausgehen kann. Dies erfolgt aber nicht über klassische als „Gut/Böse“ markierte Gesprächsoptionen. Manchmal führt eine vermeintliche Böse Aktion zu einem positiven Ausgang für die Geschichte, während nicht gleich jede freundliche Aktion zum Ziel führt. Diese Aktionen sind jedoch nie plump, sondern schön in die Geschichte eingearbeitet. Es gibt eine Quests, während der man entscheidet, ob man ein Monster töten, oder es von seinem Fluch befreien möchte. Wenn man es von seinem Fluch befreien möchte, bekommt man eine weitere Nebenaufgabe, welche sich um die Aufhebung des Fluches dreht. Wir erlösen das Monster von seinem Fluch und man fühlt sich gut. Auf der anderen Seite kann man das Monster auch direkt töten. Da sich das Monster nicht stark wehrt, hat man ein schlechtes Gefühl. Im Anschluss bekommt man den Dank der Dorfbewohner und fühlt sich dennoch unzufrieden. Am Ende der Quest, hat unsere Entscheidung einen Einfluss auf den Ausgang der Story. Jedoch hat nicht nur diese eine Entscheidung einen Einfluss, sondern auch weitere Quests, welche während dieser Mission stattfinden, beeinflussen das Ende mit.
Neben den Haupt- und Nebenaufgaben gibt es noch Hexeraufträge & Schatzsuchen. Desweiteren gibt es Minispiele in Form von Pferderennen, Boxkämpfen oder dem Highlight Gwint, auf welches ich später noch eingehen werde.
Gameplay
Das Gameplay ist einfach genug, um Einsteiger nicht zu überfordern, aber bietet genug Tiefe um nicht zu unterfordern. Dies spiegelt sich besonders in den Kämpfen wieder. So führt simples eindreschen auf die Gegner zwar früher oder später zum Erfolg, jedoch hilft uns das Bestiarium dabei, die Schwachstellen der Monsterarten zu erkennen. So können wir Monster deutlich einfacher niederstrecken, als wenn man nur simpel auf diese einschlägt. Desweiteren besitzen wir magische Attacken, welche bei manchen Gegnern (z.B. Geistern) unablässig zur Bekämpfung sind. Je nach Schwierigkeitsgrad sollte man sich also tiefer mit den Optionen im Kampf auseinandersetzen.
Neben den Kämpfen werden wir stets zum Erkunden eingeladen. Es gibt immer etwas zu entdecken, seien es zufällige Quests, Dungeons oder einfach wunderschöne Orte. Egal was wir auf unserer Reise entdecken, wir werden immer belohnt.
Die Dialoge
Neben den Quests, stechen besonders die Dialoge für mich aus dem RPG-Bereich heraus. Auch wenn wir es hier mit einem Fantasy Setting zu tun haben, wirken die Dialoge geerdet, dreckig und lebensnah. Jeder NPC mit dem man reden kann, hat was interessantes zu erzählen. Selbst wenn eine Figur erst negativ erscheint, kann man durch die Dialoge die Beweggründe erfahren. So werden Figuren nicht eindimensional gehalten, sondern bekommen Charakter. Besonders die Dialoge während einer Quest sind hervorragend geschrieben. Oft konnte ich so für einen NPC Empathie empfinden, was mir eine Entscheidung für den Story-Ausgang schwerer machte.
Der Soundtrack
Witcher 3 bietet einen der wohl stimmungsvollsten Soundtracks der letzten Jahre. Sei es der Einstieg mit „The Trail“, welcher einen direkt antreibt, Spannung bietet und einfach Größe vermittelt. Nach diesem Intro werden wir in das Title Theme von Geralt entlassen. Dieser Song lässt uns die lange Reise von Geralt erleben. Wir fühlen Reife, Hoffnung und Dynamik. So könnte ich die Liste weiterführen, stattdessen möchte ich kurz meine liebsten Songs aus dem Soundtrack empfehlen: The Trail, Spikeroog, Silver for Monster…, Kaer Morhen, Priscilla´s Song und ganz besonders The Fields of Ard Skellig.
Dieser Soundtrack schafft es, die Atmosphäre der Spielwelt perfekt zu untermalen. So werden wir direkt in den Bann dieser Spielwelt gezogen. Es gibt nur wenige Soundtracks, welche dieses Maß an Atmosphäre erreichen. Gerne könnt ihr mir auf Twitter/Facebook Eure liebsten Soundtracks mitteilen.
Gwint
Normalerweise bin ich kein großer Freund von Kartenspielen innerhalb von Videospielen. Dies lag oft daran, dass diese sich entweder wie erzwungen anfühlten, oder nebensächlich waren. Bei Gwint handelt es sich allerdings um ein Kartenspiel welches homogen in die Story eingebunden wird. Die Spielregeln sind sehr einfach zu verstehen und bieten dennoch genug Taktik um nicht langweilig zu werden. Es verhält sich hier sehr ähnlich zum Kampfsystem, man hat genug Tiefe, um verschiedene Taktiken zu entwickeln oder man verlässt sich eben auf seine stärksten Karten. Diese starken Karten können bei Händlern gekauft, aber viel mehr durch Gwint-Quests erspielt werden. Diese Karten helfen einen ungemein dabei, selbst starke Konkurrenz alt aussehen zu lassen.
Die Technische Seite von Witcher 3
Wie sieht die Technische Seite von Witcher 3 im Jahre 2019 aus? Im Jahre 2015 war es mit eines der schönsten Spiele und konnte trotz einiger Bugs die Spieler in den Bann ziehen. Auch 4 Jahre später sieht Witcher 3 toll aus. Es läuft insgesamt gut und größtenteils flüssig. Auf der PS4 hatte ich zwischenzeitlich leider ein paar Abstürze, welche aber nicht zwingend am Spiel liegen müssen. Ich hatte leider einen Bug, durch welchen ich eines der Pferderennen nicht beenden konnte. Die Ladezeiten sind im Vergleich zu den Anfangstagen deutlich geringer.
Insgesamt kann man nicht viel kritisieren, im Gegenteil. Für ein Open-World Spiel hat es verhältnismäßig wenig Probleme und läuft technisch gut bis sehr gut. Hier hat man sich über die Jahre viel Mühe gegeben, um ein tolles Produkt abzuliefern.
Das Fazit zu Witcher 3
CD Projekt Red haben es für mich als einzige bisher geschafft, ein Open-World Rollenspiel zu präsentieren, welches durch die oben genannten Punkte einen Maßstab gesetzt hat, welcher auch 4 Jahre später nicht erreicht wurde. Besonders in puncto Quests, Dialoge und Atmosphäre habe ich auf diesem Sektor nichts dergleichen erleben können. Ich möchte in den nächsten Jahren nicht die 1.000te Fetch-Quest machen, möchte mich nicht durch immer gleiche Dialoge klicken. Es wäre schön, als Spieler wieder so ernst genommen zu werden, wie es Witcher 3 getan hat. Aus diesen Gründen freue ich mich auf Cyberpunk 2077, welches CD Projekt Reds nächstes Projekt ist.