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Diese Filme haben mich geprägt

Diese Filme haben mich geprägt

Hallo und vielen Dank für Euer Interesse an diesem Film-Special.

Lange habe ich überlegt, ob ich eine Liste über meine liebsten Filme machen sollte, bin dabei aber schnell in den Konflikt geraten, welcher meine Nummer 1 sein soll. Es ist schwierig solch eine Liste aufzustellen, um den Filmen möglichst gerecht zu werden.

Daher bin ich nochmal in mich gegangen und habe mich für eine sehr persönliche Liste entschieden. Gerne möchte ich euch die Filme zeigen, welche meinen Blick auf das Medium erweitert haben und mich heute noch begeistern. Diese Filme haben mich in dem Sinne geprägt, als dass ich das Medium anders wahrnehme und die Arbeit sowie Technik mehr zu würdigen weiß.

Kommen wir also nun zu den Filmen:

 

star wars v Star Wars Episode V

Was habe ich diesen Film als Kind gehasst. Ich erinnere mich noch genau, wie ich als Kind am Ende bitterlich geweint habe. Es war nur schwer möglich für mich, zu begreifen, wie man diesen Film mögen kann. Han Solo in Karbonit eingefroren, Luke verletzt und Darth Vader ist auch noch sein Vater?!

Ich musste einige Jahre ins Land ziehen lassen um zu begreifen, warum dieser Film so wundervoll ist. Für mich ist es heute der beste Star Wars Film. Dies liegt daran, dass ich begreifen musste, dass Filme auch ohne Happy End toll sein können. Man merkt einfach, wie sehr hier die einzelnen Charaktere und Ihre Entscheidungen in den Fokus rücken. Dadurch bekommt jeder einzelne viel Tiefe und somit auch eine gewisse Fallhöhe.

Meine Katharsis kam dann mit Episode VI. Hier hat mir das Ende nochmal viel mehr Emotionen abgewinnen können, als es ohne das ausbleibende Happy End möglich gewesen wäre.

Star Wars Episode V hat mir also beigebracht, Bad Endings nicht als negativ anzusehen, sondern mich umso mehr auf die Charaktere und Ihre Entscheidungen zu konzentrieren. Dadurch kann ich heute Filme wie z.B. Requiem for a Dream, Die Jagd sowie Das Haus aus Sand und Nebel genießen.

 

memento film Memento

Bis zum 16. Lebensjahr habe ich Film häufig nur als reine Unterhaltung wahrgenommen. Doch als mir mein Bruder Memento zeigte, änderte sich dieses schlagartig.

Wenn man an diesen Film denkt, kommt einem meistens sofort die nicht chronologische Reihenfolge der Szenen in den Sinn. Denn der Film startet mit dem Ende und die zweite Szene ist der Anfang. Diese Szenen werden farblich unterschieden. Man könnt jetzt sagen, dass es ein nettes Feature ist, dies würde der Idee dahinter aber nicht gerecht werden. Denn der Protagonist leidet an einem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Wir als Zuschauer werden somit in die Lage gebracht, den Überblick zu behalten und die Fakten nicht durcheinander zu bringen. Am Ende fühlte ich mich aber ebenso verwirrt wie der Hauptcharakter, da ich Fakten durcheinander gebracht habe.

Bevor ich Memento gesehen habe, hatte ich mich noch nie so ausführlich mit einem Film beschäftigt, deshalb habe ich Sie nur als reine Unterhaltung wahrgenommen. Memento aber zeigte mir, dass Filme fordern können und man sich nicht einfach nur berieseln lassen kann. Ich rechne diesem Film bis heute sein hervorragendes Drehbuch und seine tolle Erzählweise hoch an. Es ist einfach ein Fest, wie smart mit den Charakteren und der Thematik umgegangen wird.

Christopher Nolan gehört für mich seit diesem Film zu den ganz großen Regisseuren. Bisher wurde ich noch von keinem seiner Filme enttäuscht und bin Ihm und seinem Bruder (Drehbuchautor) sehr dankbar für diese Werke. Aber besonders dankbar bin ich meinem Bruder dafür, dass er mir Memento, und den nachfolgenden Film gezeigt hat.

 

pulp fiction film Pulp Fiction

 

Wie wahrscheinlich für viele andere auch, war mir Quentin Tarantino bis zu diesem Film kein Begriff. Erst nach diesem Film habe ich mich für seine weiteren Werke interessiert und diese verschlungen.

Wie Pulp Fiction mich in meiner Art filme zu schauen geprägt hat, sollte kein Geheimnis sein. Dieser Film hat schließlich eine ganze Filmlandschaft geprägt und gezeigt, wie cool und wichtig Dialoge sein können, ohne jemals trocken zu sein. Dies schafft er, indem die Themen alltäglich, fast schon banal sind.

Neben den Dialogen ist auch hier die Story nicht chronologisch. Dies war mir am Anfang gar nicht richtig bewusst, da der Film einen Flow aufbaut, in dem man einfach mitgeht und alles aufsaugt. Besonders ist hier, dass man einen Charakter verliert, dieser aber bereits in der nächsten Szene wieder auftaucht. Dadurch hat man nicht das Gefühl, jemanden verloren zu haben. So schafft es der Film, seine Leichtigkeit beizubehalten.

Zusätzlich zu den Dialogen und der Story kommt noch der Soundtrack. Tarantino schafft es hier verschiedene Genre zu vermischen, ohne das es jemals wie ein Fremdkörper wirkt. Angefangen beim knallenden Misirlou von Dick Dale, bis hin zum entspannenden Surf Rider von The Lively Ones.

Pulp Fiction hat mir gezeigt, was gut geschriebene Dialoge und Charaktere bewirken können. Mir wurde aber auch gezeigt, wie man seinen eigenen Stil/Handschrift definieren kann. Dies inspirierte mich dazu, weitere Regisseure unter die Lupe zu nehmen und deren Handschrift zu finden.

 

blade runner film  Blade Runner

Blade Runner gehört neben Star Wars zu meinen ersten Science Fiction Filmen. Als Kind habe ich den Inhalt nicht begreifen können, was mich jedoch ergriffen hat, war die Atmosphäre des Los Angeles im Jahre 2019. Als Kind war Harrison Ford eine Bezugsperson für mich. Durch seine Rollen als Han Solo und Indiana Jones ist er mir ans Herz gewachsen. Auch wenn ich die Story damals nicht verstand, fieberte ich dennoch mit und hoffte, dass Deckard heil raus kommt.

Heute, 20 Jahre später wirkt der Film noch genauso auf mich ein. Ich liebe die Farben und die Atmosphäre die dieser Film aufbaut. Der Unterschied zu damals ist nur, dass ich mich nun auch für die Geschichte dahinter interessiere. Die Story wird langsam, aber nicht langweilig erzählt. Die menschlichsten Fragen werden hier in Zwischentönen gestellt. Was macht einen Menschen aus? Welchen „Wert“ haben wir in der Gesellschaft? Warum Grenzen wir in „Wir und Die“ ein?

Diese Fragen werden aber nicht mit dem Holzhammer gestellt, sondern sind fein in den Dialogen sowie Bildern ausgearbeitet. Besonders möchte ich hier auf die Bilder eingehen. Hinter den ganzen Neonlichtern steckt eine kaputte Stadt & Gesellschaft. Durch die ganzen Farben wirkt diese Stadt wie ein Haufen Kot, auf welchem man Glitzer schüttet.

Als bekannt wurde, dass es einen Nachfolger geben sollte, hatte ich ein ungutes Gefühl. Nachdem aber bekannt wurde, das Denis Villeneuve die Regie übernimmt, war ich voller Hoffnung. Arrival von Ihm wäre nämlich ein Film, der hier stehen würde, wenn ich Blade Runner nicht gesehen hätte. Für mich ist Blade Runner 2049 eine der besten Fortsetzungen aller Zeiten. Mit der Vorlage wurde respektvoll umgegangen und das Universum sinnvoll erweitert.

Blade Runner hat mir beigebracht, in einer Dystopie aufzublühen und mich auf ein langsames Erzähltempo einzulassen. Er war zudem der erste Film, welcher mir Fragen stellte, die mich noch jetzt beschäftigen.

 

Sieben

Mit ca. 12 Jahren habe ich Sieben das erste mal gesehen. Ich erinnere mich noch ziemlich genau daran, dass es eine Achterbahnfahrt war. Einerseits wollte ich wissen, wer der Täter ist und wie es weitergeht, andererseits hatte ich unglaubliche Angst nach dem ersten Opfer.

Sieben ist für mich ein Musterbeispiel für exzellenten Spannungsaufbau. Durch das Thema der sieben Todsünden glaubt man, den Ausgang der Geschichte zu kennen. Doch damit würden wir dem Drehbuch Unrecht antun. Durch die gelegten Brotkrumen und den ansteigenden Spannungsbogen laufen wir der Geschichte wie ein Pferd der Karotte nach, nur um in die Arme des Mörders zu laufen. Wäre dies alles nicht schon ausreichend, kommt eine dichte Atmosphäre hinzu, welche seinesgleichen sucht.

Durch Sieben habe ich dass erste mal bewusst wahrgenommen wie ein Spannungsbogen erzeugt und gesteigert wird ohne nachzulassen. Es gibt bis heute nur sehr wenige Filme, welche diese Spannung erreichen. Positive Beispiele in den letzten Jahren sind Prisoners sowie Die Taschendiebin.

 

Birdman

Birdman hatte mich nach der ersten Sichtung sprachlos gemacht. Ich konnte nicht genau definieren woran es lag, aber irgendwie hatte dieser Film was magisches an sich. Ich redete mir ein, dass es am beworbenen One-Take lag.

Erst als ich mich mehr mit diesem Werk beschäftigt habe, sind mir die ganzen Feinheiten aufgefallen. Die Kamera von Herrn Lubezki ist herausragend. In keinem Spiegel sieht man die Kamera, obwohl manche Einstellungen vor eben diesem gedreht werden. Das Schauspiel von allen Beteiligten ist hervorragend und stets stimmig. Die Ausleuchtung und Bildqualität ist über jeden Zweifel erhaben.

In Birdman wird auf sehr charmante und clevere Art und Weise Kritik an dem System Hollywood geübt. Es wird einerseits damit gespielt, dass Michael Keaton selbst Batman Darsteller war und Fans nichts lieber sehen wollen als eine Fortsetzung des bereits Bekannten. Dabei möchte der Darsteller lieber auf neuen Pfaden wandern. Desweiteren geht es um Kritiker und dessen Ausübung.

Birdman hat meinen Blick auf die Filmtechnik geschärft. Seitdem achte ich bewusster auf die Kamera und Ausleuchtung der Szenarien. Zudem ist es mir wichtiger geworden, wie ein Film geschnitten wurde. Dabei ist es mir nicht wichtig, dass es ein One-Take ist, sondern dass er übersichtlich bleibt.

 

Alles steht Kopf

Es geht hier um ein 11-jähriges Mädchen. Ihre Gefühlswelt wird von Freude, Trauer, Ekel, Angst und Wut gesteuert. Wir erleben mit Ihr und den 5 Gefühlen eine Reise, welche uns nicht besser einen Spiegel vorhalten könnte. Jeder der diesen Film sieht, kann sich mit den gezeigten Gefühlslagen identifizieren. Der Film zeigt sehr komplexe Lebensabschnitte unglaublich vereinfacht durch die 5 Gefühle und die entstehenden Erinnerungen. Es wird aber nicht nur auf die Gefühlswelt eingegangen. Wir sehen unser Langzeitgedächtnis, abstraktes Denken, einen Gedankengang und die Fantasie.

Mir hat Alles steht Kopf gezeigt, dass kein Thema zu kompliziert sein kann, um es zu verbildlichen. Hier wurde der richtige Rahmen für das Thema gefunden. Dies ist mit Abstand mein liebster Pixar Film.

 

Cinema Paradiso

Kommen wir zum letzten Film dieser Liste.

Cinema Paradiso ist für mich der besondere Titel dieser Liste. Denn er hat mir nichts über Filmtechnik, Genre-Kino beigebracht. Cinema Paradiso hat mir eine Ahnung davon gegeben, was Leidenschaft zu Filmen bedeutet und wie diese entsteht. Wenn man sich daran erinnern möchte, warum man dieses Medium liebt, sollte man sich diesen Film anschauen. Danach kann man verschiedenste Gründe dafür finden. Sei es das Gemeinschaftsgefühl, gemeinsam einen Film zu sehen, oder einfach in ferne Welten zu entfliehen. Dieser Film zeigt einen all dies auf. Verpackt ist das ganze in einer wundervollen Geschichte, welche die Evolution des Filmes innerhalb der Gesellschaft zeigt. Vielen Dank an meinen Mitbewohner, welcher mir diesen Film gezeigt hat.

Vielen Dank, wenn Ihr diese Liste bis zum Ende durchgelesen habt. Über Feedback auf Twitter oder Facebook freue ich mich jederzeit gerne.

 

Bilderquelle: http://www.imdb.com